2. Bedingungen für Lernen, Studieren, wissenschaftlich Arbeiten
Wenn im Studium das eigeninitiierte, selbstständige und zielorientierte Lernen im Vordergrund steht, dann sollten auch die Bedingungen und Voraussetzungen für ein solches Lernen darauf abgestimmt sein.
Gute Betriebe legen größten Wert auf die Gestaltung der Arbeitsplätze. Je besser das „Werkzeug“ der MitarbeiterInnen auf die Produktion abgestimmt ist und je wohler diese sich dort fühlen, desto besser sind die Arbeitsergebnisse. Diese Einsicht gilt auch für die Aneignung von Wissen, für das Erlernen eines wissenschaftlich fundierten Berufes.
Ziel der folgenden Einheit ist, mit Ihnen einzuüben, wie Sie sich für die wissenschaftliche Arbeit im Studium ausreichend „Platz“ verschaffen können:
- in räumlicher Hinsicht > 2.1 Gestaltung eines Arbeitsplatzes,
- in zeitlicher Hinsicht > 2.2 Zeitmanagement und
- in organisatorischer Hinsicht > 2.3 Lernorganisation: Planung des Arbeitspensums, Förderung der Motivation, Umgang mit Hemmnissen und Störungen.
- Markieren Sie unter den acht Punkten die für Sie relevanten. Was sind für Sie darüber hinaus relevante Herausforderungen im Studium?
- Wie stehen Sie in realistischer Selbsteinschätzung zu den „inneren Voraussetzungen“ für Ihr Studium?
2.1 Der eigene Arbeitsplatz
Manche Studierende betrachten das Studium genau so wie die Erwerbsarbeit als externe Aktivität. Sie studieren, wenn sie in der Hochschule sind, zu Hause sind Freizeit und Familie angesagt. Sie haben daher zu Hause auch keinen eigenen Arbeitsplatz. Absolut notwendige Dinge werden „irgendwie“ zwischendurch erledigt.
Das Studium setzt aber zu einem hohen Anteil auf Eigenarbeit: neben der Teilnahme an Vorlesungen und Seminaren sind Bibliotheksrecherche, Gruppenarbeit und vertiefende Einzelarbeit (überwiegend zu Hause und online-gestützt) notwendig. Hierfür ist ein eigener Arbeitsplatz mit kontrollierter Internetanbindung unabdingbar.
Einige Aspekte zur Raumgestaltung des Arbeitsplatzes:
- Physiologische Aspekte: Temperatur, Geräusche,
Beleuchtung, Beschaffenheit von Arbeitstisch und Stuhl - Psychologische Aspekte: Ausgestaltung, Einrichtung,
Farbgebung, Geräusche - Organisatorische Aspekte: Größe des Raumes, Einrichtung,
Arbeitsmittel - Ästhetische Aspekte: Einrichtung, Ausgestaltung
- Beurteilen Sie Ihren häuslichen Arbeitsplatz an Hand der Skizze und der Kriterienliste.
- Benutzen Sie die Ergebnisse Ihrer Beurteilung als
Anhaltspunkte für eine kreative Aus- oder Umgestaltung ihres Arbeitsplatzes,
auch und gerade wenn Ihre Arbeitsbedingungen nicht in allen Punkten ideal sind.
Sie können sich räumlich eine Arbeitsecke abgrenzen, z.B. mit einem Paravent. Wenn Sie in Ihrer Wohnung überhaupt keine räumliche Möglichkeit sehen, sollten Sie überlegen, ob sie sich einen Arbeitsplatz bei FreundInnen, in der Bibliothek und/oder im PC-Pool suchen. - Tauschen Sie sich mit Ihren Mitstudierenden über Ihre Ergebnisse und Ideen aus.
2.2 Zeitmanagement
(Goethe, Faust)
Für viele Studierende der Sozialen Arbeit ist das Studium eine Aktivität neben mehreren anderen. Sie haben eine Familie, Freunde und Freundinnen, sie finanzieren ihr Studium durch Jobs oder sie studieren gar berufsbegleitend, also in ihrer Freizeit. Damit sind Kollisionen zwischen Bildungs- und Freizeitbedürfnissen vorprogrammiert, denn die meisten Studiengänge sind als „Vollzeitstudium“ konzipiert. Sie erfordern neben dem Besuch von Vorlesungen und Seminaren vor allem viel Zeit zum Selbststudium.
Modellhaft möchte ich einmal den Zeitaufwand für ein Studienmodul nach dem derzeit gültigen European Credit Transfer System (ECTS) vorstellen. Im modularisierten Studienangebot berechnet man den tatsächlichen Lern- und Arbeitsaufwand der Studierenden nach sog. Credit-Points. Ein Credit Point umfasst jeweils ca. 30 Stunden Arbeitsaufwand; für eine früher 4-SWS (Semesterwochenstunden) umfassende Lehrveranstaltung werden als Modul häufig fünf Credit Points vergeben. Der Zeitaufwand von 150 Zeitstunden setzt sich dann etwa wie folgt zusammen:
- 36 h Veranstaltungsbesuch in etwa 12 Semesterwochen
- 14 h Texte lesen (Bücher, Zeitschriften usw.)
- 15 h Bearbeitung des Materials (eigene Abstracts erstellen)
- 5 h Übungs- oder Testaufgaben bearbeiten
- 25 h schriftliche Aufgaben bearbeiten (individuelle Texte verfassen)
- 5 h Kooperation mit Mitstudierenden (Austausch von Information)
- 5 h weitere Informationen (u.a. im Internet) recherchieren
- 20 h eigene Recherchen betreiben (Erkundungen, kleine empirische Aufgaben)
- 25 h Prüfungsvorbereitung und Prüfung
Anmerkung: Damit soll deutlich werden, wie das Verhältnis zwischen Präsenz- und Selbststudium angelegt ist. Studieren heißt nicht, Vorlesungen und Seminare absitzen, sondern selbst aktiv werden. Und dafür muss man seine Zeit sinnvoll einteilen können.
Woher nehmen Sie nun die Zeit für diesen Aufwand? Sie haben sich doch auch vorher nicht gelangweilt!
Sinnvoll kann folgendes Vorgehen sein:
- 2.2.1 Prioritäten setzen: Lang- und kurzfristige Planung des Studiums sowie Einschätzung des Zeitbedarfes pro Semester
- 2.2.2 Aufzeichnung und Beurteilung der eigenen Zeitverwendung;
- 2.2.3 Vergleich von „Soll“ und „Ist“; Beurteilung der eigenen Möglichkeiten der Zeiteinteilung, Platz schaffen durch Prioritätensetzung, Kürzungen und Delegation
Erarbeiten Sie sich die Zeiteinteilungs-Pläne, wie sie die pdf- Arbeitsblätter vorgeben.
2.2.1 Zeitbedarfsplanung
je glücklicher man ist.“
(Plinius, Brief)
Bevor Sie überlegen, wie „Zeit-Raum“ zu schaffen ist, sollten Sie errechnen, wofür Sie Zeiträume schaffen möchten. Dies geschieht zunächst mit dem Übersichtskalender (und mit Blick auf den Studienverlaufsplan Ihres Studienfaches), in dem Sie die langfristige Planung des Studiums grob fixieren.
Folgende Fragen sollten Sie bearbeiten:
- Wann will ich mit dem Studium fertig sein?
- Wie viele Semester stehen mir zur Verfügung? (Muss ich mich beeilen?)
- In welcher Reihenfolge will (oder muss) ich welche Studienleistungen (LN, FP, Praxissemester, Projektstudium usw.) erbringen?
Die Planung des jeweils kommenden Semesters sollte schon differenzierter erfolgen, weil es hier viele Vorgaben der Studien(an)ordnung und des Veranstaltungsangebotes gibt, die Sie nicht beeinflussen können. Spätestens mit dem Vorliegen des Vorlesungsverzeichnisses sollten Sie in einem Halbjahresplan Termine und Zeiten fixieren, die aus den folgenden Fragen hervorgehen:
- Welche Studienleistungen will/muss ich im kommenden Semester erbringen? (Monatsübersichten erstellen)
- Wann muss ich mich um was kümmern? (Prüfungstermine und Anmeldefristen in Übersichtskalender eintragen, Praktikumsplatz suchen, Gespräche mit DozentInnen usw.)
- Welcher Zeitbedarf entsteht voraussichtlich durch Präsenzveranstaltungen? (Wochenübersicht erstellen; Uhrzeiten, Fahrtzeiten und evtl. Gruppenarbeitstermine eintragen)
- Welcher Zeitbedarf entsteht voraussichtlich durch Vor- und Nacharbeit, durch Beiträge zum laufenden Seminar (Referate, Thesenpapiere) und Prüfungsvorbereitung? (veranschlagte Stunden notieren)
2.2.2 Eigene Zeitverwendung
aber Geld ist nicht Zeit.“
(John Updike)
Eine realistische und angemessene Zeitplanung setzt die Kenntnis des persönlichen Tagesrhythmus voraus: Wann und wie viel brauchen Sie pro Tag an Schlaf, an Bewegung, an Mahlzeiten, an Ruhepausen und an Abwechslung, um zufriedenstellend arbeiten zu können? Welche täglichen Pflichten müssen Sie dabei berücksichtigen? Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren bisherigen Arbeitszeiten gemacht? Sind Sie z.B. ein/e Tages- oder eine NachtarbeiterIn? Gibt es Zeiten, an denen Sie sich überhaupt nicht konzentrieren können?
Übung: Halten Sie einmal probehalber während einer Woche alle Aktivitäten jedes einzelnen Tages auf einer Art Stundenplan fest (nicht als Vorausplanung, sondern als nachträgliche Übersicht). Tagesprotokolle können helfen, den eigenen Rhythmus besser zu erkennen und vielleicht auch zu sehen, was im bisherigen Tagesablauf zu kurz kommt und so verhindert, dass man zufrieden sein kann. Es ist somit die Grundlage für die Planung von Veränderungen.
2.2.3 Prioritätensetzung
„Mache dich nicht so wichtig,
es gibt größere Zwerge als du einer bist.“
(John Knittel)
Ein Vergleich der beiden „Stundenpläne“ zeigt, wo sich Überschneidungen und Unvereinbarkeiten ergeben. Dann sollten Sie Entscheidungen treffen:
- Bin ich zufrieden?
- Was will ich ändern? Was kann ich ändern? Was werde ich ändern?
- Sie werden vielleicht Erwerbs-Arbeitszeiten verschieben müssen oder gar aufgeben;
- Sie werden die Freizeitverabredung zum Doppelkopf-Spiel auf einen anderen anderen Tag verlegen oder darauf verzichten;
- Sie werden den Besuch der einen oder anderen Lehrveranstaltung und/oder eine Fachprüfung (einen Leistungsnachweis) auf das nächste Semester verschieben (nicht, ohne sich zu vergewissert zu haben, welche Auswirkungen das auf die Gesamtplanung hat und ob das Seminar im kommenden Semester wieder angeboten wird) o.ä.
Das Ergebnis der Verschiebungen und Streichungen ist
- ein „korrigierter“ Wochen-Stundenplan
- ein realistischer Übersichtsplan über die Monate/Wochen des Semesters
Nun brauchen Sie sich nur noch an Ihre Pläne zu halten!
2.3 Lernorganisation
Die folgenden fünf Grundhaltungen helfen weiter, auch wenn sie wie alte Tugenden klingen:
- Gern etwas Neues lernen wollen
- Bereit sein, sich dafür anzustrengen.
- Ausreichend Zeit für das Lernen nehmen.
- Sorgfältig, geplant und zielorientiert vorgehen.
- Einsicht, dass man selbst (wesentlich) für Erfolg und Misserfolg verantwortlich ist.
(vgl. w. Mattes: Methoden für den Unterricht. Paderborn 2002, 87)
Eine durchdachte Zeitstruktur für das Semester, die Woche, den Tag ist eine gute Voraussetzung für ein effektives und effizientes wissenschaftliches Arbeiten.
Damit ist jedoch noch nicht festgelegt, was Sie sich im Einzelnen vornehmen und wie Sie mit den Anforderungen des Studiums umgehen. Deshalb folgen einige ausgewählte Hinweise zu:
- 2.3.1 Auswahl des Arbeitspensums
- 2.3.2 Förderung der Arbeitsmotivation
- 2.3.3 Umgang mit Arbeitshemmnissen und Störungen
Aber zunächst überprüfen Sie Ihre Arbeitsorganisation und Ihre Ansprüche mit Hilfe der folgenden Checkliste.
2.3.1 Auswahl des Arbeitspensums
Wenn Sie sich für einen einzigen Tag so viel vornehmen, wie Sie vielleicht im absolut idealen Fall (oder gar nicht) schaffen können, planen Sie Ihren Misserfolg – und nehmen die Frustration als Folge des nicht Geschafften mit in andere Tagesaktivitäten oder sogar mit in den nächsten Tag.
Anders: Je kleiner Sie Ihre Arbeitsschritte aufteilen, je eher schaffen Sie sich Erfolgserlebnisse und desto größer wird die Motivation, am einzelnen Tag oder in der einzelnen Arbeitsstunde das nah erkennbare und auch erreichbare Ziel zu erarbeiten.
Planen Sie also das eigene Pensum realistisch und mit Pufferzeiten für Unvorhergesehenes; Faustregel: 60% geplant : 40% ungeplant.
2.3.2 Förderung der Arbeitsmotivation
Das Studium soll Ihnen auch Spaß machen. Schließlich lernen Sie für einen Beruf, den Sie lange ausüben möchten.
Dabei helfen Ihnen neben inhaltlichen Erfolgserlebnissen und einer realistischen Planung des Arbeitspensums auch andere „Motivationsverstärker“:
Nehmen Sie sich nach einem schwierigen Referat, einer stressbesetzten Prüfung nicht gleich den nächsten „dicken Brocken“ vor, sondern etwas Leichteres.
Schaffen Sie sich gewisse Spielräume, um die Gestaltung des Arbeitstages „aufzulockern“ (eine geruhsam genossene Tasse Tee/Kaffee auf dem Balkon oder im Garten, einen geplanten und zeitlich begrenzten Schwatz mit der Nachbarin o.ä.).
Setzen Sie sich nach einem Referat oder dem Durcharbeiten eines schwierigen Textes kleine und große Belohnungen (ein Telefonat, auf das Sie sich freuen, eine Verabredung zum Essen oder Kino, einen freien Tag ohne schlechtes Gewissen).
Wahrscheinlich kennen Sie das „Ich-tue-nicht-genug“-Gefühl: Auch die schönsten Situationen werden ständig durch Gedanken an die Arbeit überschattet.
Wie schön wäre es, man hätte einen Job im Supermarkt und den Kopf frei, wenn man müde, aber nach abgeschlossener Arbeit nach Hause kommt. Machen Sie es ähnlich: verwandeln Sie zumindest einen Teil der „Kopfarbeit“ in „Handarbeit“. Das geht u.a. so: Trennen Sie die Arbeitszeit regelmäßig und konsequent deutlich von der Freizeit (und ermöglichen Sie sich so ein zeitweises „Abschalten“.
Setzen Sie sich eine gewisse – ausreichende – Arbeitszeit, z.B. tägliches Maß von sieben Stunden zwischen 10 und 17 Uhr (einschließlich kleinen und großen Pausen). Halten sie diese ohne ständige Nebenbeschäftigungen ein, wissen Sie, dass Sie ab 17 Uhr „frei“ haben und andere Dinge tun können.
Das sollten Sie auch tun, wenn Sie das Gefühl haben, innerhalb der gesetzten Arbeitszeit nicht „produktiv“ genug gewesen zu sein. Arbeit ist zunächst einmal Arbeit und man ist nicht jeden Tag und zu jeder Stunde gleich leistungsfähig und nicht jedes Arbeits- oder Leistungstief verweist auf eine Unfähigkeit, zu studieren.
Stellen Sie über einen längeren Zeitraum hin Abweichungen zwischen Ihrem Arbeitsplan und Ihrem täglichen Arbeitsverhalten fest, dann sollten Sie Ihre Arbeitsplanung überprüfen und den Plan so lange und so oft verändern, bis er für Sie passt.
2.3.3 Umgang mit Arbeitshemmnissen und Störungen
„Acht Lernteufel: Man
hat einfach nie Lust zu lernen
notiert sich die Aufgaben nicht
vergisst, was man tun sollte
lässt sich leicht ablenken
teilt sich die Arbeit nicht ein
findet seine Sachen nicht
arbeitet schlampig und unsauber
fängt zu spät an“
(W. Mattes, Methoden für den Unterricht, Paderborn 2002, 86)
Auch eine gute Arbeitsplanung verhindert gelegentliche Arbeitsstörungen nicht. Überlegen Sie in solchen Fällen, wo die Ursache für die Arbeitsstörung liegen könnte, damit Sie sich entscheiden können, wie Sie damit umgehen möchten.
Fehlt Ihnen z.B. die Motivation für die Arbeit, die gerade vor Ihnen liegt, sollten Sie die Bedeutung des Stoffes, den Sie gerade bearbeiten auf seine Wichtigkeit für das Studium überprüfen. Ist die Arbeit unumgänglich, sollten Sie sich andere Motivationsverstärker (Belohnungen) suchen und/oder die Arbeitsphasen verkürzen.
Fühlen Sie sich übermüdet oder einseitig beansprucht (z.B. durch zu langes Sitzen), sorgen Sie für entsprechenden Ausgleich (erst ausschlafen, spazierengehen o.ä.).
Werden Sie durch äußere Einflüsse abgelenkt, versuchen Sie diese zu beseitigen (z.B. durch die Änderung der Rahmenbedingungen, eine Umorganisation des Arbeitsplatzes oder der Arbeitszeiten).
Gehen Ihnen andere Probleme, Aufgaben oder Wünsche durch den Kopf, entscheiden Sie sich bewusst, was Sie vorrangig tun wollen. Wenn Sie sich gegen die wissenschaftliche Arbeit entscheiden, setzen Sie zuvor einen Termin fest, wann Sie weiter arbeiten wollen. Fällt Ihre Entscheidung für die Arbeit aus, dann legen Sie genauso konsequent fest, wann Sie den ablenkenden anderen Problemen, Aufgaben oder Wünschen nachkommen wollen (dann fällt es leichter, die Gedanken daran erst einmal wegzuschieben).
Wenn Sie längerfristig mit Arbeitsschwierigkeiten konfrontiert sind, sollten Sie Ihre Ansprüche an die eigene Arbeitshaltung überprüfen, z.B. mit folgenden Fragen:
- Welche Erwartungen habe ich selbst an mein Arbeitsverhalten?
- Welchen dieser eigenen Ansprüche werde ich nicht gerecht? Wo überfordere ich mich?
- Welche Fantasien bezüglich der Folgen habe ich, wenn ich nicht alle diese Ansprüche erfülle? Was kann schlimmstenfalls passieren)?
Eine solche reflexive (und schriftliche) Klärung wirkt oft schon allein durch das Sortieren und Bewusstmachen der Blockierung erleichternd. Sie liefert die Grundlage zum evtl. Abbau von Überforderungen. Suchen Sie nach Möglichkeiten, um zu hohe und lähmende Ansprüche auf ein Maß zu reduzieren, das Ihren Möglichkeiten entspricht.
Wenn alle diese Schritte zu keiner Lösung führen, sollten Sie die verschiedenen Beratungsmöglichkeiten am Fachbereich und außerhalb nutzen: Studentische Beratung) * Studiengangsberatung * Beratung bei Behinderungen und psychischen Problemen * Zentrale Studierendenberatung an der Hochschule.
Bei allen Hilfen, die Sie in Anspruch nehmen, sollten Sie Ihre Befürchtungen hintanstellen, Sie könnten sich mit solchen Arbeitsschwierigkeiten als unfähig oder unnormal erweisen. Arbeitsschwierigkeiten sind zunächst einmal keine Zeugnisse einer persönlichen Unfähigkeit oder Schwäche, sondern sie haben Gründe, die man suchen und bearbeiten kann. Sie werden feststellen, dass Sie nicht die Einzigen sind.
Das Phänomen des Aufschiebeverhaltens findet man auch unter dem Fachbegriff der Prokrastination, das ist „eine Störung der Selbststeuerung, an der affektive, kognitive und motivationale Faktoren beteiligt sind“ (Rist u.a. 2006, 64).
„Aber morgen fange ich richtig an“. Beitrag über Prokrastination von Rist u.a. 2006 (pdf)
Der Beitrag belegt u.a. folgende Ergebnisse (2006): ca. 15% der Studierenden der Universität Münster sind von Aufschiebeverhalten betroffen. Männer prokrastinieren mehr als Frauen. Prokrastination ist häufiger in unstrukturierten als in stark strukturierten Fächern. Studierende jenseits der sog. Regelstudienzeit berichten über mehr Aufschiebeverhalten als Studierende innerhalb.
Link zu einem Selbsttest der Prokrastinationsambulanz an der Universität Münster http://www.arbeitsstoerungen.de. Dabei geht es um einen Selbsttest, der aber keine Diagnose ersetzen kann und auch nicht als Ersatz für eine solche genommen werden sollte.